WM 2023 Östersund
Dem Gegenwind getrotzt
Im Langlauf über zehn Kilometer feiert das deutsche Team einen Doppelsieg durch Linn Kazmaier und Leonie Walter. Zudem gewinnt Anja Wicker Silber.
Nicht stark, aber stetig blies der Wind am Samstagnachmittag rund um das Östersunder Skistadion, und zwar den Para Langläuferinnen und Langläufern im Rennen über zehn Kilometer direkt ins Gesicht. „Das war hart“, gestand Linn Kazmaier von der SZ Römerstein, die ihren Guide Florian Baumann als doppelte Stütze nutzte. „Ich habe geschaut, dass ich gut in seinem Windschatten laufe.“ Dass Kazmaier und Baumann ein eingespieltes Team sind, zeigte sich erneut eindrucksvoll – schön rhythmisch und dynamisch lief das Duo über die Loipe und sicherte sich am Ende die dritte Goldmedaille dieser WM.
25 Sekunden betrug letztlich der Vorsprung vor Leonie Walter (SC St. Peter), die mit ihrem Guide Pirmin Strecker vor allem in der dritten Runde aufholte und ihren Rückstand auf die Teamgefährtin bis auf rund sechs Sekunden verringerte, bevor Kazmaier letzte Reserven aktivierte. „Ich habe mir gedacht: Komm, die letzte Runde überlebst du jetzt auch noch.“
Leonie Walter, zuvor zweifache Weltmeisterin im Biathlon, konnte mit Silber gut leben – und freute sich über den deutschen Doppelsieg. „Wenn man zusammen da oben auf dem Podium steht, ist das schöner als wenn man alleine ist.“ Bronze ging an die Österreicherin Carina Edlinger, Johanna Recktenwald (Biathlon-Team Saarland, mit Guide Lutz Klausmann) wurde Vierte.
Ein deutsch-brasilianischer Zweikampf
Bei den Frauen sitzend gewann Anja Wicker (MTV Stuttgart) ihre insgesamt vierte Silber-Medaille bei dieser WM – dazu kommt eine Bronze-Medaille. Gold ging an die erneut überlegene US-Amerikanerin Kendall Gretsch, Bronze an Aline dos Santos Rocha (Brasilien), mit der sich Wicker im Rennen einen sportlichen Zweikampf lieferte. „Es ging hin und her, am Berg kam ich weg von ihr, auf der Ebene kam sie wieder ran. Das hat Spaß gemacht“, sagte Wicker.
Andrea Eskau (USC Magdeburg) landete am Samstag auf Platz vier – mit müden Armen, wie sie berichtete. „Das lief leider nicht ganz so, wie ich mir das erhofft hatte.“ Insgesamt fällt die WM-Bilanz der 51-Jährigen aber weit besser aus als erwartet. „Ich habe hier drei Medaillen geholt und mich alles in allem von Rennen zu Rennen gesteigert.“ Nach ihren vielen gesundheitlichen Rückschlägen und dem geringen Training in der jüngsten Vergangenheit ein Motivationsschub. „Ich gehe mit frischem Mut voran“, versprach sie.
Die WM in Östersund geht am Sonntag mit zwei Staffel-Rennen im Langlauf zu Ende. Vor diesen finalen Entscheidungen führt Deutschland den Medaillenspiegel mit siebenmal Gold, zwölfmal Silber und siebenmal Bronze vor Kanada (7/6/3) und den USA (7/5/2) an.
Fotos: Ralf Kuckuck / DBS