IBU Sommer Camp 2025 in Lillehammer
Lernen von der Olympiasiegerin
Moritz Roth und Johannes Rank kehren begeistert vom inklusiven Lehrgang des Weltverbands zurück und nehmen jetzt den nächsten Schritt ins Visier.

Immer nachdrücklicher hat die Internationale Biathlon-Union (IBU) in der jüngeren Vergangenheit kundgetan, dass sie den olympischen und den paralympischen Sport stärker zusammenbringen will. Und es bleibt nicht bei Ankündigungen; die IBU lässt ihnen auch Taten folgen. Jüngstes Beispiel: das inklusive Sommer-Camp für den Nachwuchs in Lillehammer inklusive gemischtem Staffel-Testwettkampf.
In Norwegen kamen Ende Juni 52 Athletinnen und Athleten aus 18 Nationen mit und ohne Behinderung sowie ihre Trainer für eine Woche zusammen – zum Training, zum Einander-Kennenlernen und zur Gemeinschaftsbildung. Aus Deutschland reisten für den Para-Bereich Moritz Roth von der SG Niederwangen (Allgäu) und Johannes Rank vom WSV Trusetal (Südthüringen) an, beide Jahrgang 2010 und im Kreis der überwiegend 15- bis 21-Jährigen die Jüngsten, wie Michael Roth (nicht mit Moritz verwandt oder verschwägert) berichtet.
Ihr junges Alter sei dabei nach Angaben des thüringischen Landestrainers kein Hindernis gewesen, genauso wenig wie die Herausforderung, dass Englisch die offizielle Camp-Sprache war. „Die beiden haben mit ihren Leistungen beeindruckt“, sagt Michael Roth – und mit ihrem Fleiß ebenso. An einem freien Nachmittag legten sich Moritz und Johannes nicht etwa auf die faule Haut, sondern fuhren mit ihrem Trainer und dem slowakischen Para-Nachwuchs zum Extratraining ins sich sehr sommerlich präsentierende Wintersportparadies Sjusjøen.
Weltcup-Debüt bereits 2026 möglich
Dieser Fleiß kommt nicht von ungefähr. Beide haben große Pläne. Sollten Moritz und Johannes in diesem Herbst erwartungsgemäß klassifiziert werden und damit ihre Starterlaubnis für Rennen des Langlauf-Weltverbands FIS und der IBU erhalten, könnten sie bereits Anfang 2026 bei den Weltcups am Notschrei (Schwarzwald) oder Finsterau (Bayerischer Wald) an den Start gehen. „Läuferisch sind die beiden schon gut aufgestellt, beim Schießtraining konnten sie aus Lillehammer einiges mitnehmen“, sagt Michael Roth.
Das war vor allem einer Frau zu verdanken, die in ihrer eigenen sportlichen Karriere einiges erreicht hat: Anaïs Bescond, die unter anderem 2016 in Oslo Weltmeisterschafts-Gold mit der französischen Mixed-Staffel und Silber im Einzel sowie mit der Frauen-Staffel gewann und die 2018 von den Olympischen Spielen in Pyeongchang ebenfalls Gold mit der Mixed-Staffel und Bronze in der Verfolgung und mit der Frauen-Staffel mit nach Hause nahm. Seit dem Winter 2022/2023 steht die heute 38-Jährige als Schießtrainerin in den Diensten der Para-Biathletinnen und Biathleten der Grande Nation und gehört (wie unter anderem auch der deutsche Bundestrainer Ralf Rombach) einer Arbeitsgruppe an, die für die IBU den Para Sport vorantreibt.
Camp sorgt für Motivationsschub
„Anaïs hat in Lillehammer einen Top-Job gemacht“, findet Michael Roth. Dem Lob schließen sich Moritz und Johannes an. „Das Schießtraining hat mich auf jeden Fall weitergebracht“, verrät Johannes, der vor einem Jahr aufs Oberhofer Sportgymnasium aufgenommen wurde – als erster Para Nachwuchsathlet überhaupt. Und auch Moritz, der in Niederwangen, Oberstdorf und Isny beste Trainingsbedingungen hat, sagt: „Es war insgesamt eine sehr lehreiche und interessante Woche für mich, aber das Schießtraining war besonders hilfreich.“
Der Motivation der beiden Nachwuchssportler hat die Erfahrung in Lillehammer einen Schub gegeben. Angesprochen darauf, was er sich im Falle eines Weltcup-Debüts vorgenommen hat, sagt Johannes: „Mal schauen, was geht“ – und fügt hinzu: Wenn er dabei sei, dann wolle er auch angreifen.