WM 2023 Östersund
Wetten unter Weltmeistern
Im Biathlon über zehn Kilometer gewinnt Leonie Walter ihren zweiten Titel in Schweden. Ihr Guide Pirmin Strecker trägt unter der Mütze die Haare schön.
Der Mittwoch im Skistadion von Östersund hat es wieder bewiesen: Siegerinnen und Sieger beim Biathlon werden am Schießstand gemacht. Leonie Walter setzte alle 20 Schüsse ins Ziel und gewann bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung ungefährdet vor Oksana Shyshkova (ebenfalls fehlerfrei) aus der Ukraine. „Ich bin es konzentriert angegangen und habe geschaut, dass ich übers Schießen Luft nach hinten gewinne. Das hat gut funktioniert“, sagte die nun zweifache Weltmeisterin vom SC St. Peter, deren härteste Konkurrentin, Linn Kazmaier von der SZ Römerstein, über die Mitteldistanz eine Pause einlegte. Bronze ging an Carina Edlinger aus Österreich vor Johanna Recktenwald (Biathlon-Team Saarland, mit Guide Lutz Klausmann), die sich vier Fehler leistete und dadurch ihre Medaillenchancen einbüßte.
Als Leonie Walter und Pirmin Strecker zur Siegerhymne schritten, zog der Guide standesgemäß seine Mütze ab – und präsentierte eine Mönchsfrisur. „Wettschulden sind Ehrenschulden“, sagte der 20-Jährige – er hatte mit Marco Maier vor den Titelkämpfen gewettet, ob Maier Weltmeister werden würde oder nicht, was seinem 23-Jährigen Vereinskameraden vom SV Kirchzarten bei den Männern stehend in Östersund nun bereits zweifach gelungen ist: im Biathlon-Sprint am Samstag und im Langlauf-Sprint am Dienstag.
Nico Messinger holt sein zweites Silber
Bei den Männern mit Sehbeeinträchtigung gewann Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg) über die zehn Kilometer wie weniger als 20 Stunden zuvor im Langlauf-Sprint Silber. Er leistete sich dabei einen Schießfehler. „Mit 19 Treffern aus 20 Schuss bin ich sehr zufrieden, da hatte ich schon ganz andere Ergebnisse. Mehr als Silber war heute nicht drin.“ Oleksandr Kazik aus der Ukraine gewann trotz dreier Fehler überlegen Gold, der Lokalheld der schwedischen Fans, Zebastian Modin, landete zwei Sekunden hinter Messinger auf Bronze.
Bei den Frauen sitzend kam die klare Siegerin aus den USA: Kendall Gretsch holte Gold vor Anja Wicker (MTV Stuttgart) und Andrea Eskau (USC Magdeburg). Die für gewöhnlich sichere Schützin Wicker leistete sich fünf Fehler. Zwar wäre Gold auch ohne die Extrarunden außer Reichweite gewesen, die 31-Jährige ärgerte sich trotzdem. „Fünf Fehler sind einfach nicht akzeptabel. Ich weiß, dass ich es besser kann. Ich bin froh, dass ich noch eine Chance habe, mit einem besseren Schießergebnis nach Hause zu fahren.“
Diese Chance ergibt sich für sie am Freitag beim Biathlon-Einzelrennen über 12,5 Kilometer; der morgige Donnerstag ist wettkampffrei. Ob Andrea Eskau über die lange Distanz am Start sein wird, entscheidet sich kurzfristig. Die 51-Jährige ist gesundheitlich angeschlagen. Zum Abschluss des Mittwochs wurden bei den Männern stehend Alexander Ehler (SV Kirchzarten) und Steffen Lehmker (WSV Clausthal-Zellerfeld) beim Sieg des Kanadiers Mark Arendz Vierter und Sechster.
Ehler (zwei Schießfehler) fehlte eine knappe halbe Minute zu einer Medaille, Lehmker (drei Fehler) noch einmal 65 Sekunden mehr. „Ich habe gemerkt, dass die Beine nach dem Sprint gestern zugemacht haben. Und als ich dann gleich mit zwei Fehlern gestartet bin, war es schwer, mich wieder zu fokussieren und zu motivieren. Hinten raus war es aber solide. Ich weiß, woran ich arbeiten kann und muss“, sagte er.
Fotos: Ralf Kuckuck / DBS