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Über alle Berge
Im Mai überquerte Johanna Recktenwald auf dem Rad die Alpen. Im Juli geht es erneut nach Italien, zum Sommer-Trainingslager in Livigno. Mit an Bord: ihr neuer Begleitläufer Jean-Luc Diehl.

Sechs Tage, 420 Kilometer, fast 7000 Höhenmeter – die Zwölftklässler der Gemeinschaftsschule Marpingen aus dem Seminarfach Sport hatten sich eine stramme Tour vorgenommen für ihr Transalp-Projekt und sie haben sie gemeistert. Vom bayerischen Reit im Winkl aus ging es nach Tagestouren im Chiemgau über Innsbruck und Campo di Trens nach Meran. Mittendrin: Johanna Recktenwald, die mit einer eigenen Tandemgruppe unterwegs war.
„Das war ein ziemlich cooles Erlebnis. So etwas vergisst man nie“, sagt die Saarländerin, die Mitte Juni ihren 18. Geburtstag feierte. Von morgens bis abends auf dem Rad zu sein und die Berge zu erklimmen, sei eine körperliche Herausforderung gewesen. „Aber ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Ich war hinterher nicht total fertig.“
Rückenwind durch WM-Bronze

Dass sie grundsätzlich fit ist, hat Johanna Recktenwald nicht zuletzt bei der Weltmeisterschaft in Prince George bewiesen, als sie im Para Biathlon über 12,5 Kilometer Bronze holte. „Die Medaille hat mir einen Motivationsschub gegeben. Ich will dranbleiben und darauf aufbauen“, sagt sie. Ein erstes Trainingslager auf der Schwäbischen Alb liegt bereits hinter ihr, Mitte Juli geht es mit dem Nationalkader für zwei Wochen nach Livigno.
Ihre Teamkollegen werden dann Gelegenheit haben, Johanna Recktenwalds neuen Begleitläufer kennenzulernen. Jean-Luc Diehl steht ihr seit dieser Saison als Guide zur Seite. Der 19-jährige Student der Sportwissenschaften aus Völklingen gehört wie sie dem Biathlon Team Saarland an und unterstützte sie in der Vergangenheit schon beim Heimtraining. Auf seine neue Aufgabe freut er sich. „Es ist spannend zu sehen, wie Sportler arbeiten, die ganz andere Voraussetzungen haben als man selbst, teilweise aber viel höhere Leistungen bringen“, sagt Diehl.
Trainingsfleiß mit Jean-Luc Diehl
Für Johanna Recktenwald ist vor allem die räumliche Nähe zu ihrem neuen Guide ein Gewinn. „Wir können jederzeit intensiv miteinander trainieren“, sagt sie. Acht Einheiten an sechs Tagen in der Woche stehen derzeit auf dem Plan. Jean-Luc Diehl ist durch sein Studium zeitlich flexibel, die Uni Saarbrücken ist bereit, ihm nötige Freiräume zu schaffen.
Der Blick des Duos geht also nach vorne, in Richtung Winter, wenn zur neuen Saison durch die Rückkehr russischer Sportler und Sportlerinnen in den Weltcup auch die Konkurrenz bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung größer wird. Für Johanna Recktenwald steht eine doppelt herausfordernde Saison bevor. 2020 macht sie Abitur. Welche Auswirkungen das auf ihre Einsatzbereitschaft haben wird, steht noch nicht fest. Sicher ist dagegen: „Wenn ich starte, will ich gut mitlaufen.“
Fotos: privat